Warum begeht ein Mensch Straftaten?

Badische Zeitung berichtet über Dissertationsprojekt

9. April 2024

Dass ein Mensch straffällig wird, kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören auch man­geln­de Selbst­kontrol­le bzw. die Neigung zur unmittelbaren Befriedigung von Bedürfnissen – man spricht dabei auch von einer mangelnden Zukunftsorientierung. Der Doktorand Sebastian Kübel erforscht, welche Faktoren die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und die Zukunfts­orien­tie­rung beeinflussen können – sowohl positiv als auch negativ. Die Badische Zeitung (BZ) widmet dem Forscher einen Artikel.

Die Kriminologen am Max-Planck-Institut zur Erfor­schung von Kriminalität, Sicherheit und Recht erforschen unter anderem, welche Umstände dazu führen können, dass ein Mensch eine Straftat begeht. Ein Faktor, der dabei wichtig ist, ist inwieweit ein Mensch die (verzö­ger­ten) Folgen berücksichtigt, die eine mögliche Straftat mit sich bringen könnte. „Wenn ich auf der Straße von einer Person genervt bin, kann es in dem Moment herrlich befreiend sein, meinen Ärger rauszulassen und dem­jeni­gen mit der Faust ins Gesicht zu schlagen“, sagt Sebastian Kübel, der an der Freiburger Forschungs­einrich­tung aktuell an seiner Dissertation arbeitet. „Doch so etwas hat Konsequenzen – Polizei, Gefängnis und so weiter. Nur dass derjenige da überhaupt nicht dran denkt, wenn er zuschlägt“, zitiert die BZ den Wissenschaftler. Der Straftäter geht also dem kurzfristigen Anreiz nach, ohne die Nachteile in der Zukunft zu berücksichtigen.

 „Wir wissen in der Kriminologie schon länger, dass der Faktor der zeitlichen Orientierung eine Rolle spielt“, sagt Sebastian Kübel, „das heißt: Der eine lebt mehr im Moment und konzentriert sich darauf, was seine aktuellen Bedürfnisse befriedigt, während der andere auch an die Zukunft denkt.“ Welche persön­lichen und umwelt­bezo­genen Faktoren dieses kurzfristig orientierte Denken bedingen, untersucht der Psychologe aktuell in seinem Disser­ta­tions­projekt. Dafür kann er auf einen großen reprä­sen­ta­ti­ven Datensatz zurück­grei­fen, für den mehr als 1600 Menschen vom Grundschulalter bis ins junge Erwachsenenalter befragt worden sind.

Was für den Psychologen jetzt schon klar ist: die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und Zukunfts­orien­tie­rung wird nicht nur in der Kindheit geprägt; sie kann auch im weiteren Leben durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden – sowohl positiv als auch negativ. Ein Beispiel für eine negative Beeinflussung kann eine persönliche Gewalterfahrung sein. Die Fähigkeit, in die Zukunft zu denken, kann aber auch positiv beeinflusst werden und so bei der Verhinderung von Straftaten eine entscheidende Rolle spielen. „Das ist eine gute Erkenntnis“, wird Sebastian Kübel zitiert. „Es lohnt sich also, dass wir weiter nach Faktoren und auch Techniken suchen, mit denen wir die Zukunftsorientierung fördern können.“

„Warum werden manche Menschen kriminell? Freiburger Wissenschaftler suchen nach Ursachen“. Badische Zeitung vom 04.04.2024 (Paywall)

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